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IWÖ – Interessengemeinschaft Liberales Waffenrecht in Österreich

Eine Waffe, Winnetou, Kindheitserinnerungen und viel Kritik

Foto: Zwei Legenden des Tonfilms: Pierre Brice und Lex Barker als Winnetou und Old Shatterhand © United Archives GmbH/Alamy Stock Photo

Eine spanische Einlaufflinte des Modells Gecado, Winnetou, Kindheitserinnerungen und Kritik… was hat dies miteinander zu tun?

Ein IWÖ-Mitglied hat uns eine spanische Einlaufflinte, Modell Gecado für Fotoaufnahmen zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um eine einfach gehaltene einläufige Schrotflinte im Kaliber 16/70 mit abkippbarem Lauf und außenliegendem Hahn. Die Waffe weist eine bunt gehärtete Basküle und einen spanischen Beschuß auf. Eigentlich nichts Besonderes, warum stellen wir diese Flinte vor?

Die Antwort ist einfach, die Flinte wurde in vielen Winnetou-Filmen, unter anderem in „Winnetou 1“, „Winnetou 2“, „Winnetou 3“ und „Der Ölprinz“ eingesetzt. Es handelt sich sohin um eine Filmwaffe. Wir wissen leider nicht, wer aller diese Waffe geführt und eingesetzt hat. Gute oder Böse? Weiße oder Indianer? Letztlich ist das auch egal, wenn man diese Flinte in Händen hält, dann werden plötzlich Kindheitserinnerungen wach. Kindheitserinnerungen an Winnetou den Indianerhäuptling der Mescalero-Apachen, seinem weißen Blutsbruder Old Shatterhand, die Schwester von Winnetou, die unvergeßliche Nscho-tschi, den ewigen Bösewicht Frederick Santer und viele weitere Gute und Böse.

Man könnte lange in diesen schönen Kindheitserinnerungen schwelgen, wenn da nicht etwas wäre, was man auch im Kopf hat. Haben wir nicht gehört und gelesen, daß die Karl May Filme rassistisch, deutschtümelnd und frauenfeindlich sind? Wie ist das mit den als naturnah dargestellten, geistig meist limitierten Indianern und dem seiner Rasse überlegenen Winnetou, der als roter Weißer die Romantisierung erst möglich macht? Starke Vorwürfe! Nun, die Karl-May-Filme waren sicherlich weder eine korrekte Darstellung der indigenen Lebensumstände (Lebensumstände der First Nations), noch haben sie die Realitäten in den USA in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch nur annähernd richtig dargestellt. Aber ist das notwendig? Dürfen wir nur mehr Dokumentarfilme sehen? Fiktion nicht erlaubt? Haben nicht die Karl-May-Filme das Interesse vieler an den Lebenswelten der First Nations geweckt? Wurden durch die Filme Viele nicht erst neugierig, was wirklich dahintersteckt?

Ich habe als Kind und Jugendlicher alle Winnetou-Filme gesehen, ich war in der Stadthalle bei einem Winnetou-Festival, ich habe die Bücher gelesen und mir Schallplatten gekauft. Es waren glückliche Stunden und es sind schöne Erinnerungen geblieben. Auch heute noch kann es passieren, daß ich mir an einem regnerischen Tag eine Winnetou-DVD ansehe. Glaube ich deswegen an primitive Indianer, wo es nur ausnahmsweise einen edlen Häuptling gibt, dessen Blutsbruder natürlich weiß ist? Ich persönlich habe schon frühzeitig begonnen Bücher zu lesen und Dokumentationen zu studieren, die sich mit der wahren Geschichte der First Nations auseinandersetzt. Nicht nur einmal habe ich „Bury My Heart at Wounded Knee“ („Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses“) gelesen und war erschüttert über die Lebensumstände und Massaker.

Menschen sollten zum selbständigen Denken erzogen werden, zum Hinterfragen von Sachverhalten und sollte nicht der Staat oder die politische Korrektheit alles verbieten oder einschränken. Nur dann kann man sich an den Winnetou-Filmen erfreuen und gleichzeitig wissen, daß die Realität eine völlig andere war.

Eines haben die Winnetou-Filme mit der Realität aber gemeinsam: Es gibt und Gut und Böse und vieles dazwischen.

DI Mag. Andreas Rippel

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