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IWÖ – Interessengemeinschaft Liberales Waffenrecht in Österreich

Die Gedanken sind frei

„Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten? Sie fliegen vorbei wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger sie schießen, es bleibet dabei: die Gedanken sind frei!“.

So lautet die erste Strophe eines deutschen Volksliedes über die Gedankenfreiheit.

Die historische Bedeutung dieses Liedes steht in starkem Zusammengang mit politischer Unterdrückung und individueller Freiheit. Immer wieder war das Lied in Zeiten von Unterdrückung oder Gefährdung Ausdruck für die Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit. Wenn die Gedanken an die Oberfläche in Form von geäußerten Meinungen treten, dann wird die Sache mit der Freiheit schon etwas komplexer. Beispielsweise wurde 1942 der Vater von Sophie Scholl einer Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus wegen hitlerkritischer Äußerungen inhaftiert. Sophie Scholl spielte an den Gefängnismauern das beschriebene Lied ihrem Vater als Zeichen der Solidarität vor. In der tagespolitischen Auseinandersetzung gegen staatliche Überwachung und Restriktion wurde und wird das Lied häufig angestimmt. Die Freiheit der Gedanken kann einem keiner nehmen. Bei der Meinungsfreiheit wird es dann schon etwas heikler.

Freie Meinungsäußerung und Zivilcourage
In Zusammenhang mit der Freiheit der Gedanken darf ein wesentlicher Aspekt nicht außer Acht gelassen werden. Soll man seinen Bedürfnissen nachgeben und das sagen was einem auf der Zunge liegt, oder lieber diese Gefühlsregungen in sich hinein fressen? Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Denn zur Meinungsäußerung gerade in Beziehung zu polarisierenden Themen wie Politik, Religion oder auch sexuelle Orientierung gehört in vielen Fällen Mut offen zu artikulieren was einem nicht behagt. Die Trennlinie zu ziehen fällt da oft schwer. Auch über die Grenzen des guten Geschmacks lässt sich in diesem Kontext trefflich streiten. Was dem einen lustig erscheint, kann ein anderer als verletzend empfinden. Im Endeffekt alles eine Frage des inneren Abwägens.

Was ist Freiheit?
So gesehen sind wir und unsere Gedanken, wenn sie zu geäußerten Meinungen und ausgesprochenen Werthaltungen werden, anscheinend doch nicht so frei. Denn die Freiheit des einen hört dort auf wo diese die Freiheit eines anderen einschränkt. Damit dieser Prozess nicht zum gepflegten “Eiertanz” der Anpassung, des Stillschweigens und der Verdrängung mutiert, sollte man die Konsequenzen seiner Handlungen gut abwägen. Der Grat zwischen Zivilcourage und der Überschreitung gewisser Parameter ist in einer komplexen Gesellschaft wie der heutigen trotz aller Meinungsvielfalt oder gerade wegen dieser ein immer schmalerer. Viele von uns würden gerne einmal dem Chef, den Arbeitskollegen, dem Lehrer, dem Politiker oder auch den eigenen Eltern ordentlich die Meinung geigen oder diese vielleicht sogar A. und Friedrich heißen.

Abschließend ist festzuhalten, dass egal wie sauer manche Meinungs-Manifestationen von manchen Menschen aufstoßen, sich die Problematik auftut, was mit einer Gesellschaft passiert, wenn diese nicht mehr öffentlich stattfinden können. Welche Richtung schlagen wir ein, wenn einzelne Mitglieder ob mehr oder eben weniger geliebt und gewollt nicht mehr am öffentlichen Diskurs teilnehmen dürfen?

Dieser Tatsache müssen wir uns bewusst werden. Persönlichkeitstypen, die den Mut haben ihre Meinung und auch wenn sie mit gesellschaftlichen Repressionen verbunden ist zu äußern, sind nicht immer angenehm, da sie aufgrund ihres Naturells nicht angepasst und gesellschaftskonform agieren. Sie sind aber für die Sozialhygiene und den sozialen Fortschritt einer Gesellschaft unabdingbar, da sie als wahre Katalysatoren dieser fungieren. Daher sind sie, so irritierend sie oft auf andere Menschen wirken mögen, für ein funktionierendes soziales System essentiell.

Sich für seine Überzeugungen und seinen Glauben einzusetzen ist niemals falsch. Wer sich für seine Werte einsetzt, kann manchmal einen Preis dafür zahlen, wird aber dafür erhobenen Hauptes durchs Leben gehen. Wie sagte einst Muhammad Ali: “Es ist auch nicht schlimm einmal zu Boden zu gehen wichtig ist nur, dass man wieder aufsteht”.

Autoren
Fabio und Daniel Witzeling sind Sozialforscher und auf verschiedenen gesellschaftlichen Anwendungsfeldern unter anderem Wirtschaft, Politik und Soziales tätig.

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