Die Jagd mit dem S&W 629 DX
Es gibt gar nicht mehr so viele Länder auf dieser Erde, die die Jagd mit Faustfeuerwaffen oder die Bogenjagd gestatten. Eines davon ist Südafrika und auch in den U.S.A. darf mit Pistolen und Revolvern die Jagd ausgeübt werden.
Das alles betrifft natürlich nur den gesetzestreuen Bürger, der sowohl beim Flug als auch beim Zoll mit zunehmend mehr bürokratischen Schwierigkeiten zu tun hat.
Wilderei in jeder Form ist zwar verboten, kommt aber vor. Von der grausamen Drahtschlinge, bis hin zur Tötung von Wild mit Speeren, wenn es die Hunde gestellt haben. Ich habe sogar ein Elefantenschulterblatt mit den Einschüssen von Kalaschnikow-Geschoßen gesehen.
Südafrika hat ein sehr strenges Waffengesetz, aber im TV am Flughafen konnte ich erstaunt sehen, daß die Zahl der Morde täglich(!) bei 57 liegt.
Besonders schwierig ist das Verbringen von einem Revolver und einem Gewehr, wenn beides einer Person gehört! Auch für Fluglinien ist es scheinbar gefährlicher(?), wenn ein Passagier der Besitzer von zwei Waffen ist. Hingegen sind zwei Jäger mit je einer Waffe eher akzeptabel. Endlich hatten wir es geschafft, wobei der Polizeibeamte in Johannesburg sich über die IWÖ-Zeitungen mit unseren historischen Waffenartikeln sehr gefreut hat.
Wie ausgemacht wurden wir abgeholt und sind nach einigen Stunden Autofahrt im Nordosten Südafrikas in der Provinz Limpopo angekommen. Wir haben uns gleich sehr wohlgefühlt, denn am Fahnenmast flatterte die österreichische Fahne.
Am nächsten Tag wurden wie immer nach einer Flugreise am Vormittag die Waffen eingeschossen. Bei meinem Steyr SBS genügte ein Klick und ich hatte meine 4cm Hochschuß auf 100m. Anders der 629er – er schoß wie in Wien eine gute Gruppe, aber mehr als 6cm links. Da die Patronen ja nicht gerade billig sind, habe ich die Endkorrektur nicht in Wien gemacht, da ich in Afrika sowieso nochmals einschießen muß. Wie zu Hause lagen die Schüsse links. Nun fing das Verstellen an. Ein Klick 3mm, 10 Klick 3cm; wir waren aber über 6cm links. Irgendwie hinkte das Absehen nach, wir drehten dann z.B. 12mal nach rechts und wieder 4mal retour, dann wurde auf die Optik geklopft, und es erfolgte ein Probeschuß. Der Chef, ein Professional Hunter (PH) und ich schafften schließlich die richtige Einstellung: leichter Hochschuß auf 25m und eine Patronenschachtel war nur mehr halb voll.
Die Jagd fand von verschiedenen gedeckten Ansitzen bei Wasserstellen statt. Die Patrone .44 Magnum bewährte sich ausgezeichnet, die Fluchtstrecken betrugen ca. 1 – 100m. Das Wild reichte vom starken Warzenschwein bis Impala, wobei ich mit einer Ausnahme nur eine Kugel pro erlegtem Wild brauchte. Leider hatte unser PH keinen Jagdhund mehr, da ihm in der Woche vor unserer Ankunft eine schwarze Mamba beide Tiere totgebissen hatte.
Die Ausnahme, nämlich ein zweiter Schuß, war bei einem hochinteressanten Bergriedbock. Ich hatte dieses Tier noch nie in natura gesehen und war entsprechend aufgeregt. Er kommt auch in dieser Region sehr selten vor, denn Phillip erklärte mir, es werden nur zwei Riedböcke pro Saison erlegt und dieser wäre der zweite. Langsam schob ich meinen S&W 629 aus der Deckung hervor und brachte den Rotpunkt aufs Blatt. Ich hatte inzwischen gelernt, den Hahn zu spannen, ohne das Einrasten hörbar zu machen. Der Schuß brach und der Riedbock zeichnete deutlich, stand aber trotz perfektem Schuß still – und bewegte sich nicht. Da flüsterte mir Phillip (PH) zu: schieß noch einmal – ich schoß, der Treffer lag etwas zu weit hinten, der Bock zeichnete, wankte kurz und kippte kopfüber ins Wasser!
Außer beim Warzenschwein gab es immer einen etwas über kalibergroßen Ausschuß. Das Projektil am Foto war perfekt aufgepilzt und hatte den Wildkörper durchschlagen und steckt unter der Schwarte der anderen Seite. Ein ähnliches Jagderlebnis hatte ich vor vielen Jahren, als ich einen sehr starken Warzenschweinkeiler über einen kleinen Teich hinweg auf ca. 160 m erlegte. Ohne Flucht lag er am Anschuß und das 11,7 TUG Projektil der .308 Patrone von RWS ergab aus dem 65cm Lauf auch keinen Ausschuß. Bei ähnlicher Situation gab es sowohl bei 7 x 64 als auch bei .30-06 immer Ausschuß.
Bevor wir unser erstes Jagderlebnis mit dem Revolver hatten, habe ich noch gefragt, ob der Lauf aus „stainless steel“ im Sonnenlicht nicht zu sehr glitzert. Nein, ist nicht so arg! Das macht nix! Leider hatte ich recht. Beim ersten Ansitz hatte ich den Lauf langsam in Schußposition gebracht, sichert das Wild zu mir her und sprang ab. Für diesen Vormittag war Jagd aus. Ich habe dann am Nachmittag aus einem braunen Papiersackerl eine Lauftarnung gebaut, die sich perfekt bewährt hat (siehe FOTO).
Von der Patronenwirkung und der Treffergenauigkeit war ich begeistert und würde mich nach Schießversuchen auch auf größere Distanz wagen, wobei zu beachten ist, daß die kinetische Energie doch rasch absinkt. Die verwendete Patrone war Hornady CUSTOM .44 MAG 240gr XTP. Das 300gr XTP Geschoß ist vielleicht jagdlich noch interessanter, hat aber eine stärker gekrümmte Flugbahn, mehr Rückstoß und bis 50 m laut Tabelle weniger Energie.
Das restliche Jagdprogramm wurde klassisch mit der Büchse absolviert – aber ich muß gestehen, die Jagd mit der „Kurzwaffe“ hat einen speziellen Reiz.
Dr. Hermann Gerig