Studie: Strengere Waffengesetze senken Mord- und Suizidrate
Anfang Juli 2018 wurde aus mehreren gleichlautenden Quellen bekannt, daß der im Ministerium fertige Entwurf der Umsetzung der EU-Feuerwaffenrichtlinie in das nationale Waffengesetz in der Koalition blockiert werde. Diese unglaubliche Nachricht erregte in den diversen Waffenforen erhebliches Aufsehen und große Empörung bei den Legalwaffenbesitzern.
Fast wie auf Bestellung tauchte Mitte Juli 2018 in praktisch allen österreichischen Medien eine von der Austria Presse Agentur vorgefertigte Meldung über eine Studie der Med-Uni Wien (Strengere Waffengesetze senken Mord- und Suizidraten) auf, in der behauptet wird, daß die Mord- und Suizidrate seit dem Waffengesetz 1997 im Gesamten gesunken sei. Schuld daran wäre das strengere Waffengesetz gewesen. Der aufmerksame Beobachter könnte hinter dieser Meldung eine Bestellung jener politischen Kreise vermuten, denen das österreichische Waffengesetz zu liberal erscheint.
In der angeführten Studie wird weder zwischen legalen und illegalen Tatwaffen unterschieden, noch wird der steigende Anteil von Fremden unter den Tätern oder die Zunahme der Bevölkerungszahl berücksichtigt.
Univ.-Prof. Dr. Franz Császár, Kriminologe der Uni Wien, er war bis 2010 Präsident der IWÖ, hat noch zu seinen Aktivzeiten solche Statistiken und Studien untersucht. Mit dem Ergebnis, daß dort Raten und Prozentsätze nicht sorgfältig genug verglichen und auseinandergehalten wurden. Sein Artikel aus dem Jahr 2006 ist nach wie vor hoch aktuell. Daher wäre es überheblich, wenn hier weiter über dieses Thema referiert würde. Die IWÖ wiederholt aus gegebenem Anlaß einen Artikel von Prof. Császár, der aus den IWÖ-Nachrichten Nr. 3/2006 (Viele Waffen – viele Selbstmorde?) stammt.
Über den Themenkomplex Waffen und Mord- und Selbstmordraten wurde schon viel geschrieben. Auch die IWÖ hatte weitere Artikel darüber in den IWÖ-Nachrichten:
IWÖ-Nachrichten 1/2006, Christian Westphal, Die „Kapusta-Studie unter der Lupe.
IWÖ-Nachrichten 4/2006, Prof. Franz Császár, Keine Waffen – viele Selbstmorde!
IWÖ-Nachrichten 2/2013, Garry Mauser, Waffenbesitz und Selbstmordraten.
Alle Artikel sind im Archiv der IWÖ-Homepage abrufbar (IWÖ – Archiv – IWÖ-Nachrichten).
Am selben Tag als die Mord- und Suizid-Studie in den Medien erschien, veröffentlichte der ORF auf seiner Homepage (https://science.orf.at/stories/2925360/) eine Meldung wonach „Hunderttausende unseriöse Studien“ von Wissenschaftlern in dubiosen Onlinefachzeitschriften veröffentlicht worden sein sollen. ORF-Science berichtete, daß auch hunderte Fälle von österreichischen Forscheren aufgedeckt wurden. Ob dieser zeitgleiche Bericht etwas mit der besprochenen Studie zu tun hat, ist nicht bekannt.
Franz Schmidt